Tarifverhandlungen: Verdi kritisiert vorgelegtes Angebot

Der Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern der DRV-Tarifgemeinschaft über… 

Der Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern der DRV-Tarifgemeinschaft über die Gehälter in der Touristik geht in die nächste Runde: Auf die hohen Forderungen der Gewerkschaft zum Start der Verhandlungen hatte die DRV-Tarifgemeinschaft (DRV-T) in der vergangenen Woche mit einem Gegenangebot reagiert. Dieses ruft nun wiederum bei Verdi deutliche Kritik hervor.

Das Gegenangebot der DRV-T werde „in keiner Weise der sozialen Verantwortung der Arbeitgeber gerecht“, heißt es in einem Verdi-Schreiben an die Mitglieder.  „Investiert wird in alles: neue Firmen, neue Hotels, neue Systeme, neu eingestellte Mitarbeitende mit hohen übertariflichen Zulagen – aber nicht in langjährig, firmentreue Mitarbeitende.“

Wie berichtet fordert die Gewerkschaft aufgrund der langen „Verhandlungspause“ eine Erhöhung aller Gehälter um 19,5 Prozent (inklusive Auszubildenen-Vergütungen), mindestens aber um 550 Euro brutto, bezogen auf die Gehälter mit Stand 2018. Gezahlt werden soll diese Erhöhung laut Verdi rückwirkend zum 1. Januar 2025. „Trotz Rekordumsätzen im Jahr 2024 in der Reisebranche bewegen sich die Einstiegslöhne der Beschäftigten weiterhin knapp über dem Mindestlohnniveau bei einer Inflation seit 2018 von über 23 Prozent“, heißt es in dem Schreiben. „Wie sollen die Mitarbeitenden hiermit ihre Lebenshaltungskosten finanzieren und Renten aufbauen, ohne in der Armutsfalle zu landen?“

Arbeitgeber bieten 9,8 Prozent mehr Gehalt

Zuletzt verhandelt hatten Verdi und DRV-T im Jahr 2019, allerdings ohne Ergebnis. Seitdem hatte der Arbeitgeberverband mehrfach das Gespräch mit der Gewerkschaft gesucht, ebenfalls ohne Erfolg. Denn laut Verdi-Bundesfachgruppenleiterin Sonja Austermühle habe damals der offizielle Verhandlungsauftrag der Beschäftigten aus der Branche gefehlt.

Das Gegenangebot der DRV-T beinhaltet unter anderem eine tarifliche Entgelterhöhung von insgesamt 9,8 Prozent. Darin enthalten ist eine Anhebung von 7,12 Prozent. Diese hatte die DRV-Tarifgemeinschaft ihren Mitgliedern bereits in den vergangenen Jahren empfohlen. Ab 1. August 2025 sollen die Gehälter um weitere 2,5 Prozent steigen. „Rechnen wir die bereits empfohlene Anhebung von 7,12 Prozent heraus, sprechen wir nicht mehr von angebotenen 9,8 Prozent mehr Gehalt, sondern von gerade einmal 2,5 Prozent“, kritisiert Austermühle.

Verdi bittet Mitglieder um Rückmeldung

Verdi ruft nun die Kollegen der Touristik dazu auf, „bis zum 15. Mai ihre Reaktion auf das Angebot der Arbeitgeberseite zum Flächentarifvertrag öffentlich mitzuteilen“.

Besonderen Diskussionsbedarf gibt es laut Austermühle unter anderem auch über die von der DRV-T geplanten Erfolgszulage für Reisebüro-Mitarbeiter. Wie berichtet soll die bisherige tarifliche Leistungszulage abgelöst und in die Tarifentgelttabelle integriert werden. Im Gegenzug dazu sollen Reiseexperten eine neue leistungsbezogene Komponente in Höhe von zunächst einem Prozent erhalten. Diese soll sich laut DRV-T am individuell erwirtschafteten Umsatz orientieren und in den nächsten Jahren weiter auf bis zu 20 Prozent aufgebaut werden. Ein solches Modell fördert laut Austermühle den Konkurrenzgedanken in den Reisebüro-Teams „extremst“. Das dürfe nicht passieren.

Mehr dazu und zur Position der DRV-T lesen Sie in der nächsten Ausgabe von touristik aktuell, die in der kommenden Woche erscheint.