DRV-Wahlen: Albin Loidl neuer Präsident

Am Ende war es dann doch relativ klar: Der Touristikexperte und langjährige Vertriebsprofi Albin… 

Am Ende war es dann doch relativ klar: Der Touristikexperte und langjährige Vertriebsprofi Albin Loidl ist neuer Präsident des größten deutschen Reiseverbands, dem DRV. Der derzeitige Chef der Reisebüro-Kooperation Alpha mit den Marken Holiday Land und Schauinsland-Reisen Partner setzte sich gegen die Mitbewerber Marija Linnhoff und Benjamin Bindewald durch. Auf Vertriebsprofi Loidl entfielen 1.319 der abgegebenen Stimmen, auf Herausforderin Marija Linnhoff 149 Stimmen und auf Reisebüro-Inhaber Benjamin Bindewald fünf Stimmen. 

Die Wahl selbst dauerte deutlich länger als geplant: Ein teuer gekauftes digitales Wahlsystem gab seinen Geist auf – es musste umständlich per Wahlzettel abgestimmt werden. „Sehr peinlich. Und extrem zeitaufwändig“; so der Kommentar vieler Kongressteilnehmer.

Wie stark wird Loidl den DRV verändern?

Noch während der Tagung war immer wieder diskutiert worden, wie hoch die Chance von Linnhoff sei und wie sich die Macht von Verbandsgrößen wie Dertour und Aida Cruises auswirken könnte. Nun ist klar: Der DRV geht das Wagnis mit der hoch engagierten, aber zum Teil umstrittenen VUSR-Gründerin Marija Linnhoff nicht ein.

Statt dessen führt den Verband fortan ein Pragmatiker, der kein Fan lauter Worte ist und eher mit Bedacht denn mit Wucht agiert. Dennoch wird sich nach dem Abschied von Norbert Fiebig, der den Verband elf Jahre erfolgreich führte, einiges ändern.

Er wolle die Branche zusammenführen und notwendige Veränderungen umsetzen, sagte vor der Wahl Albin Loidl im Interview mit touristik aktuell. Das bestätigte er auch noch einmal in seiner Bewerbungsrede kurz vor der Wahl. „Ich komme aus der Mitte der Branche, ich weiß, worum es geht. Und ja – es braucht Veränderungen“, so Loidl im vollen Saal des Berliner Titanic Chaussee Hotels.

Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen in der Reisewirtschaft gehe es unter anderem darum, die Branche zusammenzuführen, die starke Stimme des DRV weiter in die Politik zu tragen und junge Talente noch stärker in den Verband einzubringen. Weiter betonte Loidl: „Ich denke, ich kann mit meiner Person viele Brücken schlagen und versöhnen. Das ist immer eine gute Basis für lösungsorientierte Diskussionen.“

Linnhoff: Fokus nun auf den VUSR?

Nach der Absage des langjährigen Präsidenten Norbert Fiebig war Marija Linnhoff lange die einzige Kandidatin, die ihre Bewerbung öffentlich machte. Während Loidl damit noch zögerte, bezog sie nach ihrer Nominierung durch Paxconnect-Chef Joachim Monski bereits Ende August deutlich Position (siehe ta 17/2025).

Ihre Kritik am DRV: Dem Verband fehle es an der Fokussierung auf den Outgoing-Tourismus. „Es braucht mehr Einheit zwischen Pauschalreiseveranstaltern und Reisebüros sowie eine koordinierte Kommunikation nach außen“, betonte sie unter anderem im Gespräch mit touristik aktuell.

Sich selbst sah Linnhoff „gut aufgestellt“, um für die gesamte Branche zu sprechen. „Ohne die Pauschalreiseveranstalter, ob groß oder mittelständisch, haben Reisebüros keine Produkte. Es geht darum, noch stärker an einem Strang zu ziehen.“

In ihrer Bewerbungsansprache kurz vor der Wahl hatte sie die Mitglieder des DRV noch einmal um Mut gebeten: „Für Veränderungen, auch im Umgang mit der Politik, braucht es Mut – und den habe ich. Haben Sie jetzt den Mut, mich zu wählen und damit Veränderungen anzustoßen.“

Ihr Hauptziel sah Linnhoff als Präsidentschaftskandidatin darin, den DRV stärker und zukunftsfähiger machen – „mit gezielter Policy-Positionierung auf nationaler und europäischer Ebene“. Dazu gehören für sie auch faire Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer, der Abbau von Bürokratie und eine verstärkte Digitalisierung.

All dies könnte sie nun unter dem Dach des Reisebüro-Verbands VUSR vorantreiben. Der habe die Chance und die Möglichkeit, zu einem Top-Verband zu werden, der dem DRV Paroli bieten könne, ist Linnhoff überzeugt. Wie es konkret beim VUSR weitergeht, dürfte Linnhoff am 8. November verkünden: Dann treffen sich die Verbandsmitglieder anlässlich des zehnjährigen Bestehens des VUSR in Düsseldorf.

Anerkennung für Benjamin Bindewald

Erwartungsgemäß ohne Chancen auf das Amt des Präsidenten war der Reisebüro-Inhaber Benjamin Bindewald. Der Reiseprofi, der auch als Veranstalter tätig ist, hatte sich erst im letzten Moment für die Bewerbung entschlossen und war zuvor in keinem touristischen Verband aktiv. Dadurch fehlten ihm die nötigen Netzwerke sowie die Bekanntheit.

In seiner Bewerbungsansprache übte Bindewald unter anderem Kritik an der Wahlstruktur des DRV. Die könnte „wesentlich demokratischer“ so der Reisebüro-Inhaber, dessen Mut, als Präsident zu kandidieren, nicht hoch genug einzuschätzen ist: Er sorgte dafür, dass es erstmals in der Geschichte des DRV drei Bewerber um das Präsidentenamt gab und alle drei überdies aus dem Lager der Reisebüros kamen. Der letzte Reisebüro-Vertreter, der den DRV anführte, war zwischen 2000 und 2010 Klaus Laepple.

Die Wahlen in den einzelnen Säulen finden aktuell noch statt. Über die Ergebnisse wird touristik aktuell am frühen Nachmittag auf dieser Website informieren.

Aktuelle Fotos von der Tagung finden Sie auf der Instagram-Seite von touristik aktuell.