Der Titel ist gewaltig, die Ansprüche sind enorm: Beim „World Community Tourism Summit“ (GX) haben…
Der Titel ist gewaltig, die Ansprüche sind enorm: Beim „World Community Tourism Summit“ (GX) haben sich am vergangenen Freitag im indischen Jaipur rund 500 Touristiker auf Einladung des kanadischen Veranstalters G Adventures mit sozial verantwortlichem Tourismus beschäftigt sowie diverse Formate und Projekte des so genannten „Gemeindetourismus“ kennengelernt.
Diese basieren auf der von G Adventures-Gründer Bruce Poon Tip ins Leben gerufenen Stiftung Planeterra, deren erstes Projekt 1996 in Belize startete. Heute sieht sich Planeterra mit mehr als 100 Projekten als „weltweit führende Organisation für den Community Tourismus“. Einige davon sind in das Ausflugsprogramm des Rundreisespezialisten etabliert. Bei anderen geht es zunächst nur um die Unterstützung lokaler Strukturen, unter anderem durch die Vergabe von Mikrokrediten.
Indien, Gastgeberland des zweiten „GX-Gipfels“ nach dem Auftakt in Peru vor einem Jahr, spielt bei Planeterra eine äußerst wichtige Rolle. Bereits mit den ersten Indien-Touren von G Adventures im Jahr 2010 wurden Projekte der Stiftung ins Programm genommen. Heute sind sind sieben von insgesamt zwölf Projekten in Rundreisen integriert.
Kunden schätzen das soziale Engagement
Die Reisenden nehmen das Angebot an. „10.000 unserer Kunden haben schon mehr als fünf Touren mit uns gemacht. Das zeigt, dass der Ansatz des Community Tourism funktioniert“, sagt Firmenchef Bruce Poon Tip. Natürlich zeige man den Gästen auch die Highlights des Ziels. „Aber es gibt eben auch andere Seiten eines Landes, es gibt das Leben abseits des Mainstream-Tourismus. Genau das wollen wir unseren Gästen näher bringen.“
In Indien werde das auch von der Regierung geschätzt, in anderen Ländern nicht unbedingt, gesteht Bruce Poon Tip. In Thailand etwa gehe es Politik und Tourism Board nur um die Sonnenseiten des Landes, dort wolle man „das Bild von Stränden und Palmen“ nicht mit problematischen Themen verbinden.
Den Gründer von G Adventures kümmert das nicht. Sein Ziel ist es, die Zahl der Planeterra-Projekte möglichst schnell auf über 300 zu erweitern und möglichst viele davon den Gästen von G Adventures zugänglich zu machen. Denise Schinkel vom Online-Reisebüro Traveljunkies, eine von sechs deutschen Teilnehmern des GX-Kongresses in Jaipur, sieht das positiv: „G Adventures ist für uns ein sehr, sehr wichtiger Veranstalter und gerade für junge Leute hoch interessant. Das soziale Engagement und die entsprechenden Projekte sind das i-Tüpfelchen.“
City Walks mit früheren Straßenkindern
Zu den Beispielen in Indien gehören unter anderem der Airport-Transfer durch „Women with Wheels“ in Delhi und Jaipur. Der Anbieter „Sakha Cabs“ beschäftigt ausschließlich Frauen und brach damit ein Tabu in der indischen Gesellschaft.
Ein anderes Beispiel ist der „Salaam Baalak City Walk“. Seit 2010 arbeitet G Adventures dabei mit einer Stiftung zusammen, die aktuell rund 11.000 Straßenkinder betreut und ihnen nicht nur Schulbildung ermöglicht, sondern auch ein tägliches warmes Essen bietet und 1.000 von ihnen auch einen Platz zum Schlafen.
„Durch uns erhalten die Kinder nicht nur Schutz durch die Gruppe, sondern auch Freizeitangebote und letztlich die Chance, irgendwann einen Job zu bekommen“; sagt Tanya Alag, führende Managerin im Salaam Baalak Trust. Der Erfolg ist grandios: Viele der früheren Straßenkinder haben inzwischen einen Beruf und eine eigene Familie gegründet. Manche haben sogar einen Studienabschluss – und einige führen als Nebentätigkeit Gäste von G Adventures und anderen Veranstaltern durch Delhi und erklären ihnen im besten Englisch, wie sich das normale Leben abseits der touristischen Highlights der indischen Hauptstadt abspielt.
„Tourismus ist in der Lage, die Welt zu verändern“
„Dieser GX-Gipfel hat einen Fokus: Er soll zeigen, dass der Tourismus in der Lage ist, die Welt zu verändern“, betonte Bruce Poon Tip zum Abschluss des Kongresses. „Recht hat er“, hieß es von vielen Teilnehmern. Auch wenn es aus globaler Sicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei, jedes Projekt zähle.
„Mir hat die Unterstützung von Planeterra geholfen, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen“, sagt die 25-jährige Geeta von „Women with wheels“. Autofahren sei für sie viel mehr als das, „it´s been a journey of empowerment an breaking stereotypes“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Fotos vom Event finden Sie auf der Instagram-Seite von touristik aktuell.