Nach vielen Monaten des Bangens wurde Condor im Sommer 2021 durch den Einstieg der…
Nach vielen Monaten des Bangens wurde Condor im Sommer 2021 durch den Einstieg der Investmentgesellschaft Attestor gerettet. Aber dass der Finanzinvestor den expandierenden Ferienflieger sowie die neu gegründete Schwester Marabu langfristig nicht allein finanzieren möchte, dürfte von vornherein klar gewesen sein.
Und so sucht die britische Investmentgesellschaft offenbar einen strategischen Partner für die Airlines. Wie mehrere Flugfachportale unter Berufung auf den Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg berichten, arbeitet Attestor mit der Barclays Bank zusammen, um einen Investor zu gewinnen, der den Ausbau der Airline-Aktivitäten unterstützt und möglicherweise eine Minderheitsbeteiligung an der Holding-Gesellschaft der beiden Fluggesellschaften übernimmt. Beide Unternehmen und auch Condor selbst lehnen eine Stellungnahme zu dem Bericht bislang ab.
Condor muss Kredite bis 2026 zurückzahlen
Seit dem Einstieg hält Attestor 51 Prozent an Condor, die anderen 49 Prozent liegen aufgrund der Staatshilfen nach der Thomas-Cook-Pleite und während der Corona-Pandemie bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau. Während Konkurrent Lufthansa seine Schulden bereits 2021 beglichen hatte, wurde Condor eine Frist bis zum nächsten Jahr eingeräumt, um die Kredite in Höhe von insgesamt 400 Millionen Euro zurückzuzahlen. Danach könnte Attestor theoretisch die übrigen Anteile übernehmen.
Aber der Investor hat bereits viel in Condor investiert: Zunächst wurde die damals schwer angeschlagene Airline mit 200 Millionen Euro stabilisiert, weitere 250 Millionen Euro flossen in den Um- und Ausbau der Langstreckenflotte sowie die derzeit noch laufende Modernisierung der Kurz- und Mittelstreckenflieger. Dazu kommt der Aufbau des Urlaubsfliegers Marabu, der im Frühjahr 2023 an den Start ging.
Condor muss bereit für Interessenten sein
Condor-Chef Peter Gerber hatte bereits im vergangenen Jahr angedeutet, dass er nicht mit einem ewigen Engagement von Attestor rechne. Die Strategie eines Finanzinvestors sei stets, „am Tiefpunkt eines Zyklus zu investieren und später auf einem geglaubten Höhepunkt vielleicht wieder herauszugehen“. Daher müsse die Airline bereit sein, „um in einem eventuellen Bieterwettbewerb, oder wenn Interessenten kommen“ aus „einer Position der Stärke heraus“ zu handeln.
Neuere Zahlen könnten den Ferienflieger für potenzielle Investoren attraktiver machen. Zwar hatte die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2023/24 noch einen Verlust von 62 Millionen Euro gemacht, aber damit den Vorjahreswert nahezu halbiert, wie das Management im Frühjahr mitteilte. Nach internen operativen Kennzahlen habe man sogar bereits einen Gewinn erzielt, erklärten Condor-Chef Gerber und Finanzvorstand Björn Walther damals.