Condor/Lufthansa: Wie geht es weiter im SPA-Streit?

Nach der jüngsten Niederlage des Kartellamts vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hat sich… 

Nach der jüngsten Niederlage des Kartellamts vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hat sich Condor noch nicht entschieden, ob man den Streit um das von Lufthansa gekündigte Special Prorate Agreement (SPA) juristisch fortführen wird. An der Sache habe sich nichts geändert – und es gebe schon gar keine juristische Entscheidung zum Thema, betonte Condor-Chef Peter Gerber in einem Pressegespräch am 21. August.

Grundsätzlich ist die abschließende Entscheidung des OLG eine Niederlage sowohl für das Kartellamt als auch für Condor. Denn das Gericht hob einen Beschluss des Bundeskartellamts vom 29. August 2022 auf, mit dem Lufthansa verpflichtet wurde, die SPA-Kündigung gegen Condor rückgängig zu machen. Der Grund für die OLG-Entscheidung liegt allerdings in Verfahrensfehlern des Kartellamts. Der eigentliche Vorwurf gegen Lufthansa, die eigene Marktmacht zu missbrauchen, war gar nicht Gegenstand der Verhandlung. 

Es geht auch ohne SPA, aber es ist schwieriger

Mit dem SPA-Vertrag, den Lufthansa unter anderem auch allen Mitgliedern der Star Alliance bietet, hatte Condor über viele Jahre Zugriff auf die Verfügbarkeiten von Zubringerdiensten (Feeder) der Lufthansa. Und die benötigte der Ferienflieger, um seine Langstreckenmaschinen zu füllen. Darüber hinaus haben Kunden damit bei vielen Flugzielen eine größere Auswahl. Ohne SPA geht auf vielen Strecken die Konkurrenz zurück – genau deshalb hatte sich auch das Kartellamt eingeschaltet.

Inzwischen hat Condor durch verschiedene strategische Entscheidungen bewiesen, dass man auch ohne SPA-Vertrag mit Lufthansa leben könne. „Es geht, aber es ist wirtschaftlich schwieriger“, so Gerber. Davon abgesehen sei man immer noch davon überzeugt, „dass Lufthansa in der Pflicht ist, mit seiner Marktmacht bei Interkont-Flügen der Konkurrenz die Möglichkeit zu geben, auf sein Feeder-Netz zuzugreifen.“ 

Fortsetzung des juristischen Streits kann Jahre dauern

Das Problem eines weiteren juristischen Streits ist vor allem die Zeit: Nicht einmal Experten wagen nach der jüngsten Pleite des Kartellamts vor dem OLG Düsseldorf eine Prognose, wie lange es bis zu einem verlässlichen Rechtsurteil dauern wird. Drei Jahre, fünf, sieben? „Wir wissen es nicht“, gesteht Peter Gerber. 

Der Streit um die SPA-Kündigung währt nun bereits fünf Jahre. Nach einem mehrfachen Hin und Her hatte Lufthansa den SPA-Vertrag Ende 2024 durch ein Interlining-Abkommen mit Condor ersetzt und gleichzeitig die Verfügbarkeiten für Zubringer-Passagiere drastisch zurückgefahren. Kamen früher rund 25 Prozent der Condor-Fernstreckenpassagiere mit einem Lufthansa-Flug zum Condor-Hub nach Frankfurt am Main, sind es jetzt nur noch drei bis fünf Prozent. 

Lufthansa auf einigen Routen ohne Konkurrenz

Damit wurden für Condor viele Verbindungen unlukrativ. In der Konsequenz strich der Ferienflieger umgehend die Verbindungen in die US-Ziele Washington DC, Minneapolis, San Antonio und Phoenix sowie Halifax und Edmonton in Kanada. Die Lufthansa-Preise auf diesen Routen stiegen in der Folge deutlich an, da die Airline nicht mehr auf die Konkurrenz reagieren muss: Viele Ziele werden von den amerikanischen Airlines nur als Umsteigeverbindung angeboten und nicht als Direktflug. 

Parallel dazu begann Condor, ein eigenes Feeder-Netz innerhalb Deutschlands und Europas aufzubauen. Außerdem wurden die Kooperationen mit regionalen Airlines in den Zielgebieten, etwa in Lateinamerika und Asien, weiter ausgebaut. Beide Entscheidungen halfen dabei, die Auslastung der Fernflüge hoch zu halten.