Flugangst: Condor-Kapitän gibt Tipps

René Liebing, seit 18 Jahren Pilot, seit 13,5 Jahren bei Condor und seit fünf Jahren Airbus-Kapitän,… 

René Liebing, seit 18 Jahren Pilot, seit 13,5 Jahren bei Condor und seit fünf Jahren Airbus-Kapitän, hat in einem „Expi-Talk“-Webinar Einblicke in den Alltag eines Piloten gegeben – und kann Tipps für Menschen mit Flugangst geben. Dabei berichtete er auch von seinem bislang herausforderndsten Landeanflug, der ihn vor anderthalb Monaten bei Gewitter und Seitenwind in Frankfurt am Main forderte. „Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Frankfurt einmal so anspruchsvoll sein würde“, erzählte Liebing.

Im Fokus des Webinars stand jedoch, wie Reisebüro-Mitarbeiter ihren Kunden die Angst vor dem Fliegen nehmen können. So erklärte Liebing, dass Flugzeuge außergewöhnlich robust seien und selbst bei Turbulenzen oder harten Landungen Beschleunigungskräfte von bis zu 3,75 G aushalten. „Fliegen ist sehr sicher“, betonte er.

Zudem empfahl er Menschen mit Flugangst, vor dem Start das Cockpit zu besuchen, sofern es die Zeit des Kapitäns erlaube. „Es ist hilfreich, wenn man zur Stimme aus dem Cockpit auch ein Gesicht kennt – das schafft Vertrauen, gerade bei Turbulenzen.“

Triebwerksausfall: Routine im Ausnahmefall

Liebing ging auch auf einen aktuellen Vorfall ein, bei dem eine Condor-Maschine nach dem Start in Korfu nach einem Triebwerksbrand in Brindisi notlanden musste. „Das Triebwerk hat nicht mehr die Luftanströmung bekommen, die es brauchte“, erklärte der Kapitän. Daraufhin habe es zu pumpen und zu brennen begonnen. Die Crew schaltete das Triebwerk aus und wich nach Brindisi aus.

„Das ist ein ganz klassisches Simulator-Verfahren, wie wir Piloten es immer wieder üben. Tatsächlich habe ich genau diesen Fall vor wenigen Monaten im Simulator trainiert“, so Liebing.

Condor-Piloten absolvieren viermal im Jahr Simulator-Trainings. „Wir sind sehr gut geschult und auf alle Eventualitäten bis ins Detail vorbereitet.“ Checklisten sichern zudem jeden Vorgang mehrfach ab. Darüber hinaus werden auch die Piloten regelmäßig medizinisch sowie auf Alkohol- und Drogenkonsum überprüft. „Das Gute bei uns ist, dass wir uns öffnen können, ohne Existenzängste haben zu müssen“, erklärte Liebing und verwies auf die Möglichkeit, bei psychischen Erkrankungen freigestellt zu werden, während das Gehalt weitergezahlt werde.

Moderne Technik und weitere Tipps

Um Turbulenzen zu vermeiden, setzt Condor seit fünf Jahren auf das digitale Wetter-Tool EWA S, das Flugrouten optimiert. „Die Routen sind zwar wie Autobahnen vorgegeben, aber wir planen sie so sorgfältig wie möglich, um unseren Gästen einen ruhigen Flug zu ermöglichen“, erläuterte Liebing. Seit einigen Monaten trackt das System Turbulenzen in Echtzeit und übermittelt die Daten direkt ins Cockpit aller angebundenen Airlines – bislang allerdings nur für die Neo-Flotte mit Internet-Verbindung.

Für einen möglichst ruhigen Flug empfiehlt der Kapitän, in der Nähe der Tragflächen zu sitzen, da sich dort der Schwerpunkt des Flugzeugs befindet. Luftlöcher, die durch Temperaturunterschiede entstünden, seien zwar unangenehm, aber in der Regel ungefährlich.

Das Webinar war eines der ersten der neuen Whatsapp-Community Expi-Talk, die Touristiker besser vernetzen will. Weitere Veranstaltungen sind bereits in Planung.