Knapp ein Jahr nach dem Insolvenzantrag von FTI hat der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) zur…
Knapp ein Jahr nach dem Insolvenzantrag von FTI hat der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) zur Erstattung der Kundengelder eine vorläufige Schlussbilanz gezogen. Demnach wurden rund 172.000 Anträge bearbeitet und ausgezahlt, die Gesamtsumme liegt bei insgesamt etwa 245 Millionen Euro. Insgesamt habe der DRSF nach eigenen Angaben rund 212.000 FTI-Kunden zum Erstattungsprozess eingeladen, rund 34.000 sind der Einladung aber nicht gefolgt.
Restfälle sollen bald abgeschlossen sein
Momentan noch bearbeitet werden laut Reisesicherungsfonds rund 6.000 Fälle. Hier handle es sich größtenteils um „Anträge, die wegen ihrer Besonderheiten oder Komplexität zusätzlicher rechtlicher Einschätzungen bedürfen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Darunter fallen zum Beispiel etwa 1.000 „Modularbuchungen“, die im Einzelfall geprüft werden müssten, und rund 1.900 Buchungen mit Agenturinkasso in den vier hauptsächlich betroffenen Quellmärkten, „die wegen der besonderen Datenlage noch in Bearbeitung sind“. Daneben gebe es weitere etwa 1.100 Buchungen, „bei denen spezielle enthaltene Teilleistungen eine weitere juristische Bewertung erfordern“, heißt es.
Der DRSF rechne aber damit, diese Rückzahlungsfälle in den nächsten Wochen ebenfalls abzuschließen. Bei weiteren 2.000 offenen Fällen warte man allerdings noch auf Rückmeldung seitens betroffener FTI-Kunden.
„Durchaus eine Bewährungsprobe“
Unter anderem wegen zahlreicher Probleme beim Erstattungsprozedere und auch unzureichender Kommunikation gegenüber Kunden und Agenturpartnern von FTI war der DRSF in den letzten Monaten vielfach kritisiert worden. Nach Meinung von Experten wie der Münchner Reiserechtler Florian Dukic ist dies auch darauf zurückzuführen, dass die Fondsverwalter mit der Großinsolvenz eines Veranstalters mit speziellen Buchungskonstellationen wie Bausteinbuchungen und Agenturinkasso überfordert gewesen sind.
Geschäftsführer Ali Arnout räumt in der Bilanz denn auch ein, dass die FTI-Pleite „aufgrund ihres Volumens, aber auch aufgrund der damit einhergehenden Vielfalt von Quellmärkten sowie Buchungs- und Zahlungskonstellationen durchaus eine Bewährungsprobe für das im Jahr 2021 neu geschaffene System der Reisesicherung“ darstelle. Eine „grundlegende Herausforderung“ zu Beginn der Insolvenz sei auch die Verfügbarkeit der nötigen Kontakt- und Zahlungsdaten der Reisenden gewesen.
Erstattungs-Tools und Kommunikation verbessern
„Dennoch ist es gelungen, knapp zehn Wochen nach Insolvenzeintritt die Erstattungsprozesse zu starten, was nur durch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Bundesjustizministerium als Aufsichtsbehörde und dem Team der FTI Group möglich war“, betont der neue Geschäftsführer Stefan Korsch. Eine grundsätzlich positive Bilanz zieht auch sein Co-Chef: „Heute können wir sagen, dass sich das System auch bei dieser großen Insolvenz bewährt hat und gleichzeitig wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen für die Weiterentwicklung gesammelt werden konnten“, so Ali Arnaout.
So sollen künftig Reiseveranstalter in die Lage versetzt werden, die für Erstattungen nötigen Informationen noch leichter in standardisierter Form an den DRSF zu übermitteln. „An der Weiterentwicklung der entsprechenden Schnittstellen wird bereits gearbeitet“, berichtet Arnaout. Wichtig sei gerade in diesem Punkt aber auch, dass die Akteure der Reisebranche selbst in den Dialog gingen, damit Reiseveranstaltern die Kontakt- und Zahlungsinformationen der Verbraucher jederzeit vorlägen, ergänzte er an die Adresse der Reisebüros gerichtet.
Weiterhin sieht es der Reisesicherungsfonds als Aufgabe, „alle beteiligten Interessengruppen ganzheitlich kommunikativ zu begleiten“. Dazu gehöre unter anderem die Weiterentwicklung der Webseite zu einem modernen, verbraucherfreundlichen und barrierefreien Portal, so Stefan Korsch. Weiterhin seien regelmäßige Webinare für die beim DRSF abgesicherten Reiseanbieter geplant, außerdem soll das Monitoring von Anbietern verfeinert werden.