Gehälter: Nach den Tarifstreiks ist unklar, wie es weitergeht

Nach den bundesweiten Streiks Ende Juli ist derzeit unklar, wie es im Streit um einen neuen… 

Nach den bundesweiten Streiks Ende Juli ist derzeit unklar, wie es im Streit um einen neuen Tarifvertrag für die Touristik weitergeht. Bedingt durch die Urlaubszeit ist ein nächster Termin der Verdi-Tarifkommission für Ende August angesetzt. Bei diesem wolle man eine erste Bilanz der Aktionen ziehen und das weitere Vorgehen besprechen, berichteten Mitglieder der Verdi-Tarifkommission im Gespräch mit touristik aktuell.

Ende Juli waren rund 450 Mitarbeiter von TUI 4 U, Dertour und aus Dertour-Reisebüros einem Streikaufruf von Verdi gefolgt und hatten für zwei Stunden die Arbeit niedergelegt. Reisebüros blieben geschlossen, in Frankfurt am Main zogen Touristiker mit Plakaten, Warnwesten und Trillerpfeifen zum Haus der Wirtschaft Hessen, das in unmittelbarer Nähe der Dertour-Zentrale liegt.

Verdi-Tarifkommission: „Erfolgszulage hat nichts mit Gehaltserhöhung zu tun“

Mit den Streiks habe man Aufmerksamkeit erregen und gleichzeitig Solidarität mit den Reisebüros zeigen wollen, sagt ein Verdi-Vertreter. „Uns ist nicht egal, was mit den Mitarbeitern dort passiert“, betonte er und verwies auf eine von Arbeitgeberseite vorgeschlagene Leistungszulage von bis zu fünf Prozent für Reisebüro-Mitarbeiter, die bei 120-prozentiger Zielübererfüllung zur Auszahlung käme. „Eine Erfolgszulage hat nichts mit einer tariflichen Gehaltserhöhung zu tun.“ Zudem wolle man nicht, dass Mitarbeitende in den Büros miteinander konkurrieren. Es gehe um ein faires Miteinander, fügt eine Kommissions-Vertreterin hinzu. Auch die Reisebüro-Beschäftigten verdeutlichten immer wieder, dass sie solch eine Variable nicht wollten.

Mit einer Forderung nach einer Erhöhung der Gehälter um 19,5 Prozent war Verdi in die Verhandlungen eingestiegen und musste dafür deutliche Kritik einstecken. „Dabei wird jedoch oft übersehen, dass sich diese Forderung auf den Tarifvertrag von 2018 bezieht. In den vergangenen Jahren wurden die Gehälter zweimal freiwillig angepasst, einmal um drei und einmal um vier Prozent, bei TUI 4 U kamen zudem zwei weitere freiwillige Gehaltserhöhungen in diesem Jahr dazu.”

Lohnniveau im Reisebüro nur „geringfügig über Mindestlohn“

In der jüngsten Verhandlungsrunde habe man der DRV-T vorgeschlagen, zunächst einen neuen Gehaltstarifvertrag zu vereinbaren – bestehend aus den bisherigen freiwilligen Erhöhungen plus den 2,5 Prozent beziehungsweise mindestens 100 Euro, die von Arbeitgeberseite angeboten wurden. Danach sollte weiterverhandelt werden. „Das wurde jedoch leider abgelehnt, sodass alle bislang mit leeren Händen dastehen.“ 

Die Enttäuschung auf Seiten der Verdi-Tarifkommission ist groß. „Wir haben sehr viel argumentiert, haben auf den Fachkräftemangel hingewiesen, aufgezeigt, dass das Lohnniveau vor allem in den Reisebüros nur geringfügig über dem Mindestlohn liegt und dass wir ein halbwegs verträgliches Gehaltsniveau benötigen, um auch das Image dieser Branche zu verbessern – leider bislang vergeblich.“ Immer wieder sei von guten Ergebnissen zu hören. „Es wird Zeit, dass die Arbeitnehmer an dieser Entwicklung beteiligt werden“, fordert Verdi.

DRV-T hat mehrere Termine vorgeschlagen

Darauf, dass ein Tarifabschluss erzielt wird, drängt auch der Geschäftsführer der DRV-T, Peter Hampel. Auf Anfrage teilt er mit, dass man in diesem Abschluss einen Einstieg in eine neue erfolgsorientierte variable Vergütung benötige. „Wir sehen die Sorge der Mitarbeiter, dass es zu einem Konkurrenzdenken innerhalb eines Reisebüro-Teams kommen könne. Auch wenn wir diese Sorge nicht teilen, haben wir daher auch die Vereinbarung einer Teamkomponente vorgeschlagen, wenn in der Zukunft ein nennenswertes Volumen für die neue variable Vergütung erreicht ist“, sagt er.

Er ist nach wie vor von der variablen Komponente überzeugt. Ein solches Modell sei ein wichtiger, anreizstiftender Bestandteil bei vertriebsorientierten Tätigkeiten.

Nach dem langen tariflichen Stillstand sei es wichtig, nun erst einmal einen Einstieg in regelmäßige Verhandlungen zu bekommen. „Wir sind nach wie vor an einem zeitnahen Abschluss interessiert und haben Verdi mehrere Termine für Gespräche noch im August vorgeschlagen.“