Die Vereinigung Cockpit (VC) warnt vor einem wachsenden Sicherheitsrisiko im Flugverkehr durch…
Die Vereinigung Cockpit (VC) warnt vor einem wachsenden Sicherheitsrisiko im Flugverkehr durch Erschöpfung der Piloten. Ein deutliches Warnsignal ist für die Gewerkschaft das weit verbreitete „Napping“, also kontrollierte Ruhepausen während der Reiseflugphase.
Laut einer Umfrage von VC unter rund 900 Piloten deutscher Airlines haben 93 Prozent in den vergangenen Monaten während eines Fluges eine Schlafpause eingelegt, für fast drei von vier der Flugkapitäne ist Napping inzwischen Standard. 44 der Befragten haben angegeben, regelmäßig solche Ruhephasen während des Fluges zu nutzen, zwölf Prozent sogar bei jedem Flug. Nur bei drei Prozent sei dies bislang ein einziges Mal der Fall gewesen.
Besonders kritisch im Sommer
„Napping ist in deutschen Cockpits längst die Regel. Was ursprünglich als kurzfristige Erholungsmaßnahme vorgesehen war, hat sich zu einem dauerhaften Mittel gegen strukturelle Überlastung entwickelt“, so VC-Vizechefin Katharina Dieseldorff. Insbesondere in den Sommermonaten verschärfe sich die Lage: „Pilotinnen und Piloten berichten uns, dass sie ihre Einsätze trotz starker Ermüdung absolvieren. Ursache sind enge Dienstpläne, Personalmangel und zunehmender operativer Druck.“
Grundsätzlich sei ein kurzes Napping „unkritisch“, stellt die Gewerkschaftsvertreterin klar. „Eine dauerhaft erschöpfte Cockpitbesatzung stellt jedoch ein erhebliches Risiko dar.“ Daher fordert die VC von Airlines, Aufsichtsbehörden und Politik, Erschöpfung der Piloten als Sicherheitsrisiko anzuerkennen und die Flugdienstzeit-Regeln (FTL) besser zu überwachen. Außerdem verlangt die Gewerkschaft ein Fatigue Risk Management System, dass sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert und nicht allein von wirtschaftlichen Interessen geprägt ist. (rie)