Reisebüro-Gehälter: Mittelständler warten nicht auf Verdi

Nach mehr als sechsjähriger Unterbrechung verhandeln Verdi und die DRV-Tarifgemeinschaft endlich… 

Nach mehr als sechsjähriger Unterbrechung verhandeln Verdi und die DRV-Tarifgemeinschaft endlich wieder über einen Tarifvertrag für die Tourismusbranche. Verdi fordert einen Gehaltsaufschlag von 19,5 Prozent im Vergleich zu 2018, die Arbeitgeber bieten 9,8 Prozent. Zudem wird diskutiert, ob und wie eine Erfolgszulage Teil des Tarifvertrags wird. 


Genau dagegen wehrt sich Verdi massiv. Eine Umfrage von touristik aktuell in inhabergeführten Reisebüros zeigt aber: Erfolgszulagen sind längst Praxis am Counter. Denn sie sind ein wichtiges Motivationsmittel in einer Service-orientierten Branche. Und sie können – wenn die Erfolgszulagen gut und transparent organisiert sind – auch den Teamgeist zugunsten einer möglichst perfekten Kundenberatung steigern.

Akzeptanz für Leistungszulage vorhanden

Die Akzeptanz für „individuelle Zulagen“ sei da, sagt etwa Andreas Schwarmann, Geschäftsführer des First Reisebüros Wilmering in Vechta bei Bremen. Der Grund: Das Team kenne die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge.

Auch viele andere Reisebüro-Inhaber sehen in Boni beziehungsweise Leistungszuschlägen einen wichtigen und von den Mitarbeitern akzeptierten Motivationsfaktor. Zwar sei ein faires Grundgehalt äußerst wichtig. Aber das wenig planbare Geschäft im Tourismus ermögliche es nicht, die Grundgehälter langfristig und markant anzuheben.

„Gerade in einer Branche, die stark vom persönlichen Einsatz lebt, sollte die Bezahlung die Leistung widerspiegeln. Langfristig profitieren davon nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Zufriedenheit der Kunden“, sagt etwa Sandra Klare, Inhaberin des Reisebüros Travel-A in Bad Salzuflen.

Geringe Margen als Herausforderung

Es müssten angesichts der geringen Margen im Reiseverkauf auch nicht immer monetäre Anreize sein, um Mitarbeitende zu motivieren. „Extra-Leistungen wie Angebote zur Gesundheitsförderung, flexible Arbeitszeiten oder mehr Freizeit können genauso wertvoll sein“, betont Sandra Klare. Solche Benefits würden Wertschätzung zeigen und die „Work-Life-Balance“ verbessern.

Die komplette Umfrage lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von touristik aktuell (ta 10/2025) auf Seite 4. Das Heft kann auch als E-Paper aufgerufen werden. Die „Umfrage der Woche“ kann über die Vorschau kostenlos eingesehen werden.

Touristikgehälter unter dem Durchschnitt

Der durchschnittliche Verdienst eines Angestellten in Deutschland lag laut Statistischem Bundesamt im April 2024 bei 3.973 Euro. Im Tourismus ist das Gehalt deutlich geringer: Ein Hotelangestellter kommt im Schnitt auf 2.950 Euro, ein Reiseverkehrskaufmann auf 3.454 Euro. Dafür ist der Job im Reisebüro für viele Mitarbeiter ein Job in der schönsten Branche der Welt. „Es gibt nichts besseres als die Touristik“, sagt etwa Reisebüro-Chef Andreas Schwarmann.

Die letzten von Verdi ausgehandelten Tarifverträge für die Touristikbranche stammen aus dem Jahr 2017.