Die großen deutschen Pauschalreiseveranstalter wollen das abgesenkte Entgelt für den Deutschen…
Die großen deutschen Pauschalreiseveranstalter wollen das abgesenkte Entgelt für den Deutschen Reisesicherungsfond (DRSF) durchweg in ihre Preise einkalkulieren und die Ersparnis so an ihre Kunden weitergegeben. Das geht aus einer Umfrage von touristik aktuell hervor.
Als erster Anbieter bekannte sich TUI zu dieser Maßnahme: „Die Reisenden werden es merken. Die Absenkung der Beiträge werden wir nutzen, zukünftige Reiseangebote noch attraktiver zu kalkulieren“, heißt es aus Hannover.
Ähnlich formuliert es Schauinsland-Reisen. Das eigene Ziel sei weiterhin, „unsere Reisepreise so attraktiv wie möglich zu gestalten“. In welchem Umfang sich die Entgeltabsenkung auf die Endpreise auswirke, hänge jedoch von weiteren Kostenentwicklungen und Marktfaktoren ab, heißt es aus Duisburg.
Klare Ansage von Alltours und Coral
Eine klare Botschaft kommt dagegen von Alltours: Die Düsseldorfer versichern, die Absenkung „zukünftig in voller Höhe an unsere Kunden und Kundinnen weiterzugeben“. Identisch ist die Botschaft von Coral Travel/Ferien Touristik. Man habe „die finanziellen Aufwendungen für den DRSF vom ersten Tag an nicht voll auf die eigenen Kundinnen und Kunden umgelegt“, berichtet Deutschland-Chef Koray Cavdir. Die im Zuge der abgesenkten Fondsbeiträge eingesparte Summe werde man direkt an die Kunden weiterreichen.
Etwas vage fomuliert es Christoph Debus, CEO der Dertour Group. Die Senkung der DRSF-Entgelte sei ein „klares Bekenntnis zur Pauschalreise“ und stärke „eine Reiseform, die wie keine andere für Schutz und Planbarkeit steht und daher von fast jedem zweiten Deutschen gebucht wird“.
Preisentwicklung hat viele Faktoren
Dass die Antworten der Veranstalter auf die ta-Umfrage auch politischer Natur sind und die Entwicklung der Reisepreise bei weitem nicht nur von den DRSF-Entgelten abhängt, muss nicht betont werden. Zudem lässt sich die Kalkulation der Veranstalter nicht kontrollieren – andere steigende Kosten oder die anhaltend hohen Abgaben im Flugsegment können das DRSF-Goodie sehr schnell aufbrauchen.
Koray Cavdir, Chef der Coral Gruppe in Deutschland, sieht die Sache allerdings sehr pragmatisch. Der Markt sei dynamisch, der Wettbewerb intensiv. Coral Travel und Ferien Touristik würden deshalb „flexibel auf Preisentwicklungen“ reagieren. Wo immer es möglich sei, gebe man „entstehende Vorteile selbstverständlich an Kunden weiter“.
Auch Cavdir begrüßt das Absenken der Entgelte für den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF), beteiligt sich allerdings nicht an der DRSF-Schelte von TUI. „Wir haben das Modell des DRSF von Beginn an unterstützt und uns bewusst nicht vorbehaltlos dem Chor der Kritiker angeschlossen. Nicht, weil wir etwaige Anlaufschwierigkeiten ignoriert hätten, sondern weil wir den DRSF für ein faires System halten, das allen Marktteilnehmern die gleichen Spielregeln bietet.“
Preisdruck ist groß
Dass die Veranstalter die ersparten DRSF-Gelder ganz und oder zum Teil weiterreichen, hat auch einen pragmatischen Grund. Der laufende Sommer zeigt stärker denn je, dass die Reisepreise für viele Kunden ihren Zenit erreicht haben. Vor allem Familien sind in großem Stil als Kunden der Flugpauschalreise weggebrochen, denn die Kosten passen nicht mehr zu ihrem Urlaubs-Budget.
Schon vor Monaten hatte deshalb unter anderem Schmetterling-Chef Ömer Karaca gewarnt: „Hohe Preise und zeitgleich rückläufige Gästezahlen – das ist alarmierend“, so sein Weckruf während der Jahrestagung der Schmetterling-Kooperation im türkischen Bodrum.
Und auch DRV-Präsident Norbert Fiebig mahnt seit längerem: „Die Branche hat ein Preisproblem. Pauschalurlaub muss auch für Durchschnittsverdiener bezahlbar bleiben.“
Die gleiche Botschaft kommt von vielen Reisebüros, die das Dilemma im täglichen Gespräch mit ihren Kunden erfahren und oft auf eine Buchung verzichten müssen – wie eine Umfrage der Woche von touristik aktuell (ta 8/25) unter „Bremsen die Preise das Geschäft?“ deutlich machte.
Die Veranstalter haben das längst erkannt – und etwa ihr Angebot an preiswerten Drei-Sterne-Hotels ausgebaut und einen Testlauf mit AI-Light gestartet.
Weiter steigende Reisepreise wurden damit nicht verhindert, zumindest aber konnten und können die Veranstalter Alternativen bieten. Ob die Kunden diese Alternativen akzeptieren, steht auf einem anderen Blatt.
Weiter hohe Abgaben im Flugverkehr
Unzufrieden sind die Veranstalter – und natürlich auch die Airlines – mit den Standortnachteilen Deutschlands im Flugverkehr. Die Abgaben seien 2025 gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent gestiegen, die Luftsicherungsgebühren um 25 Prozent, monierte neulich Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Hinzu kämen Auflagen für den Einsatz von emissionsarmen Treibstoffen. Insgesamt, so Spohr, gäbe es inzwischen jährliche Abgaben für den Flugverkehr in Höhe von zwei Milliarden Euro.
Eine Last, die letztlich auch auf die Pauschalreise drückt: Die von den Veranstaltern eingekauften Flugpreise liegen deutlich, zum Teil sogar sehr deutlich über denen vor Corona. Und daran wird sich vorerst auch nichts ändern: Die von der Koalition vereinbarten Absenkungen der Flugsteuer sind auf unbestimmte Zeit verschoben.