Umfrage zu LGBTQ+: Kanada und Spanien vorne

Queere Reisende fühlen sich in Kanada und Spanien einer Umfrage der ITB Berlin zufolge am… 

Queere Reisende fühlen sich in Kanada und Spanien einer Umfrage der ITB Berlin zufolge am sichersten. In Deutschland empfinden LGBTQ+-Personen die gesellschaftliche Akzeptanz trotz fortschrittlicher Gesetze nur als mittelmäßig, das Reiseland USA wird je nach Region völlig unterschiedlich bewertet.

Die Umfrage der ITB Berlin wurde gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Diversity Tourism und der Sicherheitsfirma A3M Global Monitoring zwischen Dezember 2024 und April 2025 unter queeren Reisenden durchgeführt. 123 Personen aus der LGBTQ+-Community beantworteten 16 Fragen zu ihren Reiseerfahrungen. Zusätzlich führten die Organisatoren Interviews mit Tourismusexperten. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl ist die Umfrage allerding nicht repräsentativ. Für 18 von 36 Ländern lag nur eine Einzelbewertung vor. Ausgewertet wurden nur Länder mit mindestens vier Bewertungen.

Parallel veröffentlichte A3M Global Monitoring die aktualisierte „LGBTQ+ Risk Map 2025„.

Kanada und Spanien als Vorbilder

In Kanada und Spanien bestätigen alle Befragten, dass LGBTQ+-Personen „respektvoll behandelt“ werden. Das öffentliche Zeigen von Zuneigung bewerten 90 Prozent der Teilnehmer in Spanien und 71 Prozent in Kanada als unproblematisch. Die Polizei erleben queere Reisende in beiden Ländern mehrheitlich als unterstützend.

„In Spanien ist die Akzeptanz tief verwurzelt“, berichten die Experten laut der Studie. Besonders Madrid, Barcelona, die Mittelmeerküste und die Kanaren gelten als LGBTQ+-freundlich.

USA zeigen tiefe Spaltung

Anders sieht es in den USA aus: Nur etwa ein Drittel der Befragten stimmt zu, dass queere Paare dort offen Zuneigung zeigen können oder die Polizei LGBTQ+-freundlich handelt. Die Bewertungen unterscheiden sich stark – ein Hinweis auf große regionale Unterschiede zwischen progressiven Städten und konservativeren Gebieten. Besonders trans- und intergeschlechtliche Personen stehen vor Herausforderungen. Die USA haben zudem die Anerkennung non-binärer Identitäten rückgängig gemacht, wie die Interviews zeigten.

Deutschland: Gesetze ja, Akzeptanz nein

Deutschland schneidet trotz fortschrittlicher Gesetzgebung gerade mal mittelmäßig ab. Nur etwa die Hälfte der Befragten fühlt sich wohl dabei, öffentlich als LGBTQ+ aufzutreten oder erlebt Gleichbehandlung durch Behörden.

„Trotz rechtlicher Gleichstellung wird in Deutschland eine eher verhaltene gesellschaftliche Akzeptanz gelebt“, stellen die Studienautoren fest.

Trans-Personen besonders betroffen

Ein zentrales Ergebnis: Nicht alle Gruppen der LGBTQ+-Community fühlen sich gleich sicher. In fast allen Ländern erleben trans- und intergeschlechtliche Personen deutlich häufiger Diskriminierung als etwa schwule Männer. Probleme entstehen durch nicht-anerkannte Geschlechtseinträge in Pässen oder ungeschultes Personal bei Sicherheitskontrollen.

Überraschende Toleranz in touristischen Gebieten

Die Interviews zeigten auch teils überraschende Ergebnisse: In südamerikanischen Ländern wie Brasilien, Chile oder Peru erleben queere Reisende in touristischen Regionen meist hohe Toleranz – trotz restriktiver Gesetze. Auch in China oder Dubai verhalten sich Behörden oft pragmatisch, solange sich LGBTQ+-Personen „diskret“ verhalten.

Jährliche Wiederholung geplant

„Sicherheit ist mehr als Recht – sie ist Wahrnehmung und Erfahrung“, sagt Thomas Bömkes, Geschäftsführer von Diversity Tourism. Die Umfrage soll künftig jährlich wiederholt werden. Und Ramona Zaun, LGBTQ+-Beauftragte der ITB Berlin, ergänzt: „Die Umfrage bietet erstmals tiefere Einblicke in die persönlichen Erfahrungen queerer Reisender weltweit.“ Die Ergebnisse sollen den Verantwortlichen zufolge in die Gestaltung der ITB Berlin vom 3. bis 5. März 2026 einfließen. (sl)